"Und morgen ist ein neuer Tag."

 

      - Galerie IM BILDE -    #anjapuls

 

 

Laudatio der Ausstellung

 

Anja Puls ist mir auf Facebook aufgefallen. Kaum, dass sie das Kommunikationsportal benutzt hat, waren wir Freunde. Und sie postete unentwegt Bilder. Beinahe mit Neid auf diese schier unerschöpfliche Energie beobachtete ich jeden Schritt ihres Schaffens. Was treibt jemanden an, sich der Malerei so hinzugeben? Sich damit Tag für Tag zu konfrontieren, sich seiner ursprünglichen Unbeholfenheit auszusetzen und dennoch immer weiter zu machen? Sich zu schulen, zu lernen und in langer Zeit kaum merkliche Fortschritte zu machen, um dann wieder in Riesenschritten voran zu kommen. Aufbauen, verwerfen, von vorn anfangen und den ganzen Spannungsbogen zwischen Begeisterung und Verzweiflung immer wieder auszukosten? Im Grunde weiß ich es, sie hat die gleiche Krankheit wie ich. Wenn es einen einmal gepackt hat, dann ist man darin gefangen. Anja fiel mir im Anfang durch ihre großen Gesichter, die sie mit kühnen Strichen malte auf. Sehr grafisch, beinahe Plakativ wirkten die frühen Arbeiten. Wir begannen irgendwann uns telefonisch zu unterhalten. Ich hatte ihr Holzschnitte nahegelegt, aber diese quirlige Frau malte unentwegt weiter.

Dann wurde sie immer farbiger. Große Augen, Lippenrot, beinahe suggestive Köpfe. Mit solcher Kraft hingehauen, wie man es dieser kleinen Frau kaum zutrauen konnte. Ohja, sie hat Temperament. Wer sie persönlich kennen lernt, wird von dieser Lebensenergie beinahe umgerissen. Das passt zu den mutigen Strichen auf ihren Bildern. Es gibt neben der Kunst noch eine weitere heimliche Liebe, die ich mit ihr teile. Die Prignitz, im speziellen natürlich Perleberg, wo sie 1976 geboren wurde und ich schon die 9. Klasse der Geschwister Scholl-Schule, der OIII besuchte. Wir fuhren unsere Simsons und Klein-Anja wurde im Kinderwagen durch die DDR-gestörte Idylle gefahren. Aber sie ist mit dem Herzen hier hängen geblieben. Offen gestanden habe ich eine ähnlich Affenliebe zu dieser Heimat, inbesondere Perleberg und die Elbe. Zurück zur Kunst. Seit 13 Jahren verfolgt Anja Puls zäh ihr Ziel mit der Kunst zu leben. Nun ist es mit offensichtlich mit noch mehr Geduld verbunden, auch von ihr leben zu können. Mit einem schier waghalsigen Schritt hatte sie vor einiger Zeit beschlossen, mal das berufliche an den Nagel zu hängen und es zu versuchen. Unermüdlich zäh, wie gesagt und es tut sich was. Ein guter Freund sagte mir mal, man müsse seine Glocke nur laut genug läuten, dann wird sie auch gehört. Gehen wir noch ein wenig auf die Magie eines solchen Unterfangens ein. Ich selbst habe es immer wieder erlebt, dass sich eine gewisse Hartnäckigkeit auszahlt. Das geht in wenigstens 3 Schritten. Man fühlt sich berufen und fängt es an. Als sei es ein Zeichen, dass man sich plötzlich auf einem Feld bewegt, dass zu einem gehört, wird man durch einen gewissen Anfangserfolg belohnt. Das ist der erste Schritt. Möchte man diesem Erfolg weitere hinzufügen, versperrt sich plötzlich alles und man baut oft nur noch Mist. Das war der 2. Schritt. Nur ungewöhnliche Ausdauer und Demut helfen, den Anfangserfolg kontinuierlich werden zu lassen und ihn routinemäßig zu übertrumpfen. Das ist dann der 3. Schritt. Und arbeitet man unermüdlich weiter, dann wird man immer öfter belohnt. Ungewöhnliche Momente stellen sich ein, Bilder wie im Traum gemalt - unerwartet und wirklich gut. Das ist auch der Lohn für die Hartnäckigkeit und ich verrate Ihnen - Das macht süchtig ! Ich komme darauf, weil ich bei Anja ganz neue Bilder sehe. Die jüngsten irgendwie. Die Kraft kanalisiert sich, es wird malerischer, mutiger und sensibler. Weniger grafisch. Die Tochter hat Modell gesessen. Der Blick ist nach unten gerichtet. Ungewöhnlich. Und alles gemacht mit so wenig. Und dabei so eindringlich. Das weiße Shirt ist regelrecht hingehauen! Mit wenigen Pinselzügen ist soviel gesagt und dabei ist alles so sensibel und der gesenkte Blick kontrastiert so sehr mit den früheren Bildern, auf denen wir die großen Gesichter sehen. Und dann das Bild, dass sie sich auch für die Repräsentation dieser Ausstellung ausgesucht hat. Diese Frau? mit der hellen Bluse im Profil. Da ist was Grundlegendes passiert. Einfach nur hingeflüstert. Ich benötige nicht mehr, und sehe so viel. Keine grafische Umrandung, wie sonst so gern gewählt. Einfach nur hingefühlt. Da tut sich Neues auf und ich bin gespannt. Interessant ist auch das Frauenbild, das Anja uns vermittelt. Früher war es nah am Pin-up. Rote Lippen dominieren, schmollmündig mit großen Augen die Leinwand. Immer hart am Klischee vorbei, aber auch die Perspektive einer Frau, welche sich nicht scheut, weibliche Sinnlichkeit unverleugnet zu zeigen. Sonst ist das ja alles bäbä. Aber Frau darf das. Ob es Aspekte der Künstlerin selbst sind, oder das ewig Anziehende des Weiblichen hier mal gezeigt wird, wie es uns ollen Kerlen auch ein wenig entgegenkommt, das ist meines Erachtens ein starkes Stück weiblicher Kunst und Sichtweise. Es ist mal nicht das Klischee der emanzipierten, genderbewussten Trockenpflaume, sondern hier werden durchaus Reize hervorgehoben, die vielleicht nicht nur Männer ansprechen und welche vielleicht noch insgeheim beim weiblichen Geschlecht aktiv sind. Warum hat denn Lippenstift noch so einen ungeheueren Absatz fragt man sich und warum Stöckelschuhe, in denen man eigentlich nicht laufen kann? Frauen machen das halt. Und Anja kennt das. Im kommenden Jahr habe ich eine gemeinsame Ausstellung mit ihr im Museum Perleberg. Da freue ich mich drauf. Weiß nur nicht, wie ich dagegen anmalen soll. Aber ich freue mich, dass ich alter Faun mit so einer in Zukunft noch spannenderen Frau zusammen in einem Raum hängen darf. Und das sogar Nachts, wenn keiner hinguckt. Es sind ja nur Bilder, liebe Kunstfreunde, wir werden sehen. 

 

Genießt die Ausstellung und investiert in die Zukunft. So günstig wird es nicht mehr werden!   Bernd Streiter

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